Unser Team
Prof. Dr. Christoph Bendick
Ich bin Facharzt für Dermatologie und verfüge über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in zahlreichen internationalen Gesundheitseinrichtungen.
Da ich hauptsächlich in Entwicklungsländern gearbeitet habe, habe ich mich darauf konzentriert, dermatologische Praxis mit Gesundheits-Management zu verbinden, um eine hautärztliche Versorgung für unterversorgte Bevölkerungsgruppen aufzubauen.
In dieser Funktion hatte ich die Gelegenheit, mehrere Generationen kambodschanischer Dermatologen auszubilden, mit lokalen Gesundheitsbehörden und internationalen Hilfsorganisationen zu verhandeln, die lokale Belastung durch dermatologische Erkrankungen zu bewerten, Dienstleistungsmodelle auf zentraler und ländlicher Ebene zu entwerfen und Qualitätsmanagement dermatologischer Dienstleistungen zu entwickeln.
Bei meiner Arbeit in verschiedenen Kulturen mit unterschiedlichen Gesundheitsvorstellungen und -praktiken konnte ich Wissen anwenden, welches ich während der Vorbereitung auf eine Doktorarbeit in Kulturanthropologie erworben hatte.
Von 1996 bis 2019 habe ich (mit zwei Jahren Unterbrechung) permanent in Kambodscha gelebt, um die Entwicklung der Dermatologie zu begleiten und zu stützen. Seither wohne ich in Deutschland. Als von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) beauftragter Liaison Officer Cambodia koordiniere ich weiterhin Aktivitäten wie technische / finanzielle Unterstützung, Weiterbildungs-Maßnahmen und Austausch von Ärzten. In der Regel reise ich einmal jährlich nach Phnom Penh.
Dr. Friederike Kauer
Ich bin Fachärztin für Dermatologie und Venerologie mit den Zusatzbezeichnungen Dermatohistologie und Tropendermatologie. In Berlin arbeite ich schwerpunktmäßig als Dermatopathologin; einer regelmäßigen klinischen Tätigkeit gehe ich in einer Praxisgemeinschaft nach.
Das Interesse an Tropenmedizin und insbesondere Tropendermatologie habe ich erst später in meiner beruflichen Laufbahn entdeckt, was mich nicht daran hindert, ihm umso leidenschaftlicher nachzugehen.
Auf einer Konferenz in Moshi, Tanzania, lernte ich 2015 Prof. Christoph Bendick, der seit vielen Jahren die dermatologische Versorgung in Kambodscha aufbaut, kennen. Nachdem ich das erste Mal im November 2015 in Phnom Penh Residents und junge Fachärzte unterrichten durfte, wuchs meine Begeisterung für die Tropendermatologie, das Land Kambodscha und seine wunderbaren Menschen.
Gerne wollte ich die dortigen dermatologischen Aktivitäten von Deutschland aus unterstützen und gründete daher gemeinsam mit Professor Bendick die “AG Cambodia”, eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb der International Society for Dermatology in the Tropics e.V.
Die große Dankbarkeit der kambodschanischen Kollegen und der Patienten für die von uns geleistete Arbeit ist eine wesentliche Motivation für mein Engagement. Gleichzeitig spielt auch das Gefühl, etwas von der eigenen Dankbarkeit für eine gute Ausbildung abgeben zu können, eine Rolle.
Abgesehen davon ist die Tätigkeit fachlich immer wieder eine Herausforderung und ich lerne bei jedem Aufenthalt vor Ort Neues dazu. Kambodscha mit seiner faszinierenden Kultur ist eine sehr große Bereicherung meines persönlichen und beruflichen Lebens und ich bin sehr dankbar für die Freundschaften, die ich dort in den letzten Jahren knüpfen konnte.
Dr. Ratanak Thay
I am a board-certified physician in dermatology and internal medicine. With my qualification and extensive experience both in Cambodia and abroad, I am able to ensure that all patients under my care receive the best possible therapy. I believe that every patient with skin disease should, regardless of financial background, be able to receive necessary treatment.
2010 I graduated as a Bachelor of Medical Sciences at the Faculty of Medicine at the University of Health Sciences in Phnom Penh, Cambodia.
My ongoing interest in dermatology led to the acquirement of a degree in Master of Science in Dermatology Skills and Treatment at the University of Hertfordshire in UK in 2013. At the University of Health Sciences in Phnom Penh I graduated 2016 as a specialist in internal medicine. In the same year I successfully completed my diplomas in internal medicine in Cambodia and dermatology/venereology in France, respectively.
From 2017 to present I practice as a consultant in dermatology and internal medicine in Calmette Hospital Phnom Penh. In May 2022 I was appointed officer in charge of “Skin Health for Everyone” in Calmette Hospital, a project funded mainly by German Dermatological Society (DDG).
Interview mit Prof. Christoph Bendick und Dr. Friederike Kauer von der International Society of Dermatology in the Tropics e. V.
Kambodscha ist ein Königreich in Südostasien mit einer Bevölkerung von knapp 16 Millionen Menschen.
Kommunistische Diktatur und Bürgerkrieg haben die Infrastruktur des Landes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts extrem geschädigt. Erst seit Ende der 1990er Jahren hat sich das kambodschanische Gesundheitssystem langsam verbessert; mittlerweile werden 7,0 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die öffentliche Gesundheit ausgegeben, was 113,3 US-Dollar/Jahr pro Person entspricht (Zum Vergleich: In Deutschland, das gut 13 % des BIP für Gesundheit ausgibt, sind es 5.440,3 US-Dollar/Jahr pro Person).
Die DDG unterstützt den Aufbau einer dermatologischen Versorgung in Kambodscha seit sieben Jahren mit einer jährlichen Zuwendung im Kontext ihres „Fonds für benachteiligte Regionen“.
Frage: Frau Dr. Kauer, welche Hauterkrankungen sind in Kambodscha häuGg und wie würden Sie die dermatologische Versorgung dort beschreiben?
Dr. Kauer: Aufgrund des feuchtwarmen Klimas sind Pilzerkrankungen und bakterielle Infektionen sehr häufig.
Aber auch klassische dermatologische Erkrankungen wie atopische Dermatitis und Psoriasis sehen wir regelmäßig, zum Teil aufgrund nicht ausreichender, regelmäßiger Therapie stark ausgeprägt. Bei meinen ersten Besuchen in Kambodscha hat es mich überrascht, wie oft Kollagenosen, wie z.B. Lupus erythematodes oder Sklerodermie auftreten. Auch schwere Formen blasendbildender Dermatosen, wie z.B. Pemphigus vulgaris oder bullöses Pemphigoid sieht man haeufiger.
Frage: Herr Prof. Bendick, Sie sind Kambodscha seit drei Jahrzehnten verbunden und haben dort gelebt und gearbeitet. 2005 haben Sie im Auftrag des kambodschanischen Gesundheitsministeriums einen umfangreichen „Masterplan Dermatologie“ entwickelt. Was sah dieser vor und was konnte davon umgesetzt werden?
Prof. Bendick: Der Plan wurde in Kooperation von kambodschanischem Gesundheitsministerium, der Universität für Gesundheitswissenschaften in Phnom Penh und dem Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM) in Eschborn erarbeitet, für welches ich in der Funktion einer Integrierten Fachkraft tätig war.
Seine Eckpfeiler sind:
1. Entwicklung einer Facharztausbildung Dermatologie,
2. Aufbau einer dermatologischen Klinik der Tertiärversorgung in Phnom Penh,
3. Aufbau dermatologischer Sprechstunden in der kambodschanischen Provinz,
4. Qualitätsmanagement in der Dermatologie,
5. Integration dermatologischer Leistungen in die Krankenversicherung.
Es versteht sich, dass ein derart umfangreiches Programm nicht in all seinen Komponenten gleichermaßen schnell entwickelt werden kann, auch angesichts der Heterogenität lokaler Interessen. Gleichwohl konnte die dermatologische Versorgung in Kambodscha seit 2005 so weit verbessert werden, dass heute eine Reihe ausgebildeter Fachärzte v.a. in der Hauptstadt Phnom Penh tätig sind und es eine funktionierende dermatologische Abteilung in einem der großen öffentlichen Krankenhäuser der Hauptstadt gibt.
Diese versorgt sowohl ambulante wie auch stationäre Patientinnen und Patienten in großer Zahl. Ebenso scheint die Integration einer Vielzahl dermatologischer Leistungen in den Kanon der (in den vergangenen 15 Jahren neu etablierten) Krankenversicherung erfolgreich zu sein, mehrheitlich allerdings nur für Personen, welche einer regelmäßigen bezahlten Beschäftigung nachgehen. Anhaltend schwierig ist die ortsnahe Versorgung dermatologisch Kranker in entfernteren Landesteilen Kambodschas, da angesichts der notorisch niedrigen Gehälter, die im öffentlichen Dienst bezahlt werden, nur wenige Ärztinnen und Ärzte bereit sind, in ländlichen Gegenden zu praktizieren. Auch das Qualitätsmanagement als ausgesprochen interdisziplinäre Aufgabe ist
weiterhin entwicklungsbedürftig.
Frage: Frau Dr. Kauer, was unterscheidet die Behandlung von Patientinnen und Patienten hierzulande von derBehandlung Erkrankter in Kambodscha?
Dr. Kauer: In Kambodscha sind insbesondere unterprivilegierte Patientinnen und Patienten nicht krankenversichert. Das heißt, sie müssen für die Kosten von Diagnostik und Therapie selbst aufkommen. Daher kommen viele Patientinnen und Patienten sehr spät, unregelmäßig oder gar nicht zu ihrer Behandlung. Das führt dann häufig dazu, dass sie sich mit wesentlich stärker ausgeprägten Hautbefunden vorstellen. Ein Teil unseres Projektes ist die finanzielle Unterstützung des Kaufs von Medikamenten oder Basistherapeutika, mit denen mittellose Patientinnen und Patienten versorgt werden können.
Frage: Herr Prof. Bendick, das Kambodscha-Projekt entwickelt sich stetig weiter. Worum geht es bei der zuletzt initiierten „dermatologischen Kooperation“? Was ist die Zielsetzung?
Prof. Bendick: Nachdem viele Jahre lang vor allem die Abteilung für Dermatologie im Preah Kossamak-Hospital in Phnom Penh gefördert wurde, schien es geboten, das Engagement zu diversifizieren und andere Kliniken in der Hauptstadt in die Entwicklung des dermatologischen Angebots mit einzubeziehen. Die Wahl Gel auf Kambodschas größtes Krankenhaus, das Calmette-Hospital. Es hat sich in den letzten Jahren quantitativ und qualitativ sehr entwickelt und die Klinikleitung möchte den Ausbau der bislang weniger beachteten dermatologischen Abteilung aktiv vorantreiben. Unter dem Motto Skin Health for All ist die Zielsetzung eine Kooperation mit den Komponenten:
- Ausbau der Abteilung zu einem Zentrum der dermatologischen Lehre
- Austausch von Studierenden und angehenden Fachärztinnen und Fachärzten
- Technisch-apparative Entwicklung inklusive Teledermatologie und -pathologie
- Finanzielle Unterstützung unterprivilegierter Patientinnen und Patienten
Frage: Frau Dr. Kauer, wie ließe sich die Zusammenarbeit noch verbessern? Was braucht die kambodschanische Dermatologie am meisten?
Dr. Kauer: Aus unserer Sicht braucht die kambodschanische Dermatologie mehr kompetente Fachärztinnen und Fachärzte, die in den ländlichen Regionen tätig sind, denn dort ist nach wie vor die Versorgung sehr rudimentär oder gar nicht vorhanden. Hierzu müsste die Arbeitssituation für die dermatologischen Ärztinnen und Ärzte auf dem Land „attraktiver“ werden. Ein Teil unseres Projektes sind „Einsätze auf dem Land“. In sogenannten Gesundheitszentren versuchen wir, die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern, aber das ist bisher leider immer nur ein temporärer Effekt.
Frage: Herr Prof. Bendick, im Jahr 2018 fand der sehr gut besuchte 6. Tropendermatologische Kurs der
International Society of Dermatology in the Tropics e. V. in Kambodscha statt. Was macht solche Fortbildungsangebote so wichtig und ist eine Wiederholung geplant?
Prof. Bendick: In Zeiten des Klimawandels und der Energieknappheit kann man sich natürlich fragen, ob Veranstaltungen dieser Art noch zeitgemäß sind, vor allem da wir mittlerweile sehr gut an virtuelle Treffen gewöhnt sind. Gleichwohl lässt sich die direkte Begegnung mit Land und Leuten nur schwer ersetzen: Dies gilt sowohl für ausländische Besucherinnen und Besucher, die sich einer medizinisch und soziokulturell ganz anders gearteten Umgebung ausgesetzt sehen, wie auch für einheimische Medizinerinnen und Mediziner, die davon profitieren, sich mit Menschen aus ganz anderen Medizin- und Versicherungssystem auszutauschen.
Hinzu kommt die Möglichkeit der Begegnung mit einheimischen Patienten, wie in Kambodscha sehr eindrucksvoll bei Gelegenheit des Besuchs des örtlichen Lepra-Zentrums zu beobachten war.
Frage: Herr Prof. Bendick, Frau Dr. Kauer, wie lässt sich Ihre persönliche Verbundenheit mit dem Land und dem Kambodscha-Projekt beschreiben? Was motiviert Sie, sich zu engagieren?
Prof. Bendick: Kambodscha ist unter der Herrschaft der Roten Khmer 1975 bis 1979 durch eine Periode unfassbarer Grausamkeit und Härte gegangen: Etwa 30 % der Bevölkerung sind durch Folter, Hunger, Mord und unzureichende Behandlung selbst banaler Krankheiten zugrunde gegangen. Die psychische Traumatisierung älterer Menschen, welche sich teilweise bis in die nächste Generation fortsetzt, ist immer noch augenfällig. Spätfolgen dieser steinzeitkommunistischen Jahre liegen auch im Bereich der medizinischen Versorgung offen zutage: sei es was das fachliche Niveau vieler Ärzte, sei es was die technische Ausstattung oder die Versorgung Kranker in der Provinz betrifft. Sich hier einzubringen und die dermatologische Versorgung aufzubauen bzw. zu verbessern, schien mir befriedigender und herausfordernder, als eine konventionelle Laufbahn im deutschen Medizinsystem anzustreben. Zusätzliche Motivation für die Tätigkeit in einem andersartigen kulturellen Umfeld war mein Ethnologie-Studium mit Schwerpunkt „Asien“.
Dr. Kauer: Die Patientinnen und Patienten sind teilweise schwer krank und können sich eine Therapie nicht leisten. Viele junge Ärztinnen und Ärzte sind sehr motiviert und wollen weiter dazulernen.
Ich hatte das Glück, in einem wohlhabenden Land aufgewachsen und vielfältig ausgebildet worden zu sein. Ich möchte davon etwas abgeben an wundervolle Menschen, die mir mit viel Dankbarkeit, Herzlichkeit und Freundschaft begegnen. Abgesehen davon sind die Aufenthalte in Kambodscha mit seiner interessanten Kultur, Geschichte und Natur für mich persönlich sehr bereichernd.
Frage: Wie können sich Dermatologinnen und Dermatologen in Ihre Arbeit einbringen?
Prof. Bendick: Interessierte können sich auf der Website (https://ag-cambodia.de) umfassend informieren. Das betrifft auch die Möglichkeiten, vor Ort mitzuarbeiten. Wichtig und hilfreich ist das Angebot englischsprachiger Praktikumsplätze in Deutschland für kambodschanische Kolleginnen und Kollegen, die sich auf Gebieten weiterbilden möchten, welche in Kambodscha nicht oder nur unzureichend repräsentiert sind. Dazu gehören z.B. Allergologie, Histopathologie, Phlebologie oder Proktologie.
Dr. Kauer: Wir vermitteln gern Hospitationen für Studierende und Assistenzärztinnen und -Ärzte. Nach den Erfahrungen durch Corona versuchen wir, ein online-teaching zu etablieren und würden uns freuen, wenn sich Kolleginnen und Kollegen mit Vorträgen beteiligen. Interessenten können uns gern über die Website kontaktieren.
Quellenangabe: „DDG-NL 13, September 2022“.