Eine Arbeitsgemeinschaft der
Historie
Dermatologie in Kambodscha: Bisherige Entwicklung
Nach dem verheerenden Regime der Roten Khmer (1975–1979) und einem darauf folgenden fast 20-jährigen Bürgerkrieg zählten die Gesundheitsindikatoren in Kambodscha lange Zeit zu den schlechtesten in Asien. Zahlreiche nationale und internationale Initiativen bemühten sich seit Beginn der 1990er Jahre um eine Verbesserung der Verhältnisse. Sehr viel hat sich seither zum Besseren entwickelt, aber auch 30 Jahre später gibt es noch Felder, die der anhaltenden Unterstützung bedürfen.
Hierzu gehört auch die Entwicklung der hautärztlichen Versorgung. 2005 wurde der Dermatologe Prof. Dr. Christoph Bendick (nach einer vorausgegangenen fünfjährigen DAAD-Dozentur an der University of Health Sciences in Phnom Penh) von den kambodschanischen Gesundheitsbehörden damit beauftragt, die dermatologische Versorgung in Kambodscha auf breiter Front zu verbessern. Zu dem ambitionierten Programm gehörten Entwicklung und Betrieb einer mittlerweile gut ausgestatteten und weithin bekannten Hautklinik im Cambodia-China Friendship Preah Kossamak-Hospital in Phnom Penh sowie die Versorgung von Hautkranken in der kambodschanischen Provinz. Prioritär war die Entwicklung einer Facharzt-Ausbildung „Haut- und Geschlechtskrankheiten“, welche mit einer umfangreichen Unterrichtstätigkeit für Studierende und angehende Fachärzte einher ging. Hinzu kamen Maßnahmen des Qualitätsmanagements und die Kooperation mit Vertretern der im Entstehen begriffenen Krankenversicherung, um dermatologische Leistungen adäquat in den Kanon der versicherten Leistungen einzubetten. Diese Projektkomponenten wurden in enger Kooperation mit den relevanten staatlichen Institutionen (University of Health Sciences sowie Gesundheitsministerium in Phnom Penh und Regionalbehörden) entwickelt. Sie hätten nicht verwirklicht werden können ohne anhaltende und zuverlässige finanzielle, technische und ideelle Unterstützung vor allem durch deutsche, aber auch durch ausländische Institutionen.
Dank dieser konsequente Aufbau-Arbeit konnte sowohl die Qualität der hautärztlichen Versorgung wie auch die der unter- und postgraduierten dermatologischen Ausbildung an der University of Health Sciences in Phnom Penh wesentlich verbessert werden. Nach Durchführung von fünf 18-monatigen Diplomkursen „Haut- und Geschlechtskrankheiten“, welche die insgesamt 50 teilnehmenden Ärzte befähigen sollten, den wesentlichen Teil der in Kambodscha vorkommenden dermato-venerologischen Krankheitsbilder zu diagnostizieren und zu behandeln, wurde Anfang 2013 eine komplette 4-jährige Facharztausbildung mit einem Jahr Allgemeinmedizin und zwei bis drei Jahren Dermatologie in Kambodscha sowie (optional) einem Jahr Dermatologie an ausländischen Universitätskliniken implementiert. Hierfür werden jährlich Ärzte rekrutiert. Durch enge Kooperation mit dermatologischen Institutionen in in südostasiatischen Nachbarländern wird die Ausbildung internationalisiert und im überregionalen Kontext gestärkt. Dies wird u.a. befördert durch eine enge Kooperation mit der Asian Academy of Dermatology & Venerology (AADV). Regelmäßige Arbeitsaufenthalte deutscher, schweizer, australischer und amerikanischer Dermatologen waren ausgesprochen hilfreich bei der zeitgemäßen Ausbildung kambodschanischer Studenten und Ärzte. Auch die Aufenthalte kambodschanischer Facharztanwärter an deutschen Kliniken und Institutionen tragen erheblich bei zur Entwicklung dermatologischer Expertise und zur Etablierung internationaler fachlicher Kontakte bei. Darüber hinaus nahmen im Laufe der Jahre zahlreiche ausländische Ärzte und PJ-Studenten die Gelegenheit wahr, sich mit der hautärztlichen Versorgung in einem Ressourcen-armen Land, wie Kambodscha es ist, vertraut zu machen.
2022 – Aufbruch zu neuen Ufern: Skin Health for Everyone
Nach mehr als 15jähriger Entwicklung der Abteilung für Dermatologie am Cambodia-China Friendship Preah Kossamak-Hospital schien es geboten, die Aktivitäten der AG Cambodia zu erweitern und zu diversifizieren. In diesem Kontext bot sich an, den Fokus auf das im Herzen Phnom Penhs gelegene Calmette-Hospital, Kambodschas größtes und traditionsreichstes Krankenhaus, zu richten. Trotz seiner zahlreichen gut entwickelten Abteilungen führte die Klinik für Dermatologie trotz erheblichen Engagements ihrer Chefärztin Dr. Thay Ratanak bislang ein eher weniger beachtetes Dasein. Eingehende Beratungen und Gespräche zwischen der AG Cambodia, Frau Dr. Thay und der Administration des Calmette-Hospitals gipfelten im Mai 2022 in der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding, welches unter dem Motto Skin Health for Everyone darauf abzielt, die Abteilung auf breiter Ebene zu entwickeln. Hierzu gehören die Unterstützung bei zeitgemäßer technischer Ausstattung, die Einführung digitaler Medien (Tele-Dermatologie und -Pathologie), Austausch von Ärzten sowie regelmäßige Weiterbildung durch deutsche Dozenten. Entsprechend dem o.a. Motto ist uns insbesondere die finanzielle Absicherung der Behandlung armer und unterprivilegierter Patienten ein Anliegen.